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Tandemclub Weiße Speiche Hamburg e.V.


2022/2023

Speichenspiegel 2022/2023

Redaktion: Maike Dwenger
Layout (Papierversion, Website und Word/PDF-Dokument): Jan Klijn

Anmerkung: Aus Datenschutzgründen weden einige Daten an dieser Stelle nicht veröffentlicht. Da wo Text fehlt wird dies explizit erwähnt. Grundsätzlich werden Personen nur mit Vorname und mit der ersten Buchstabe des Nachnamens erwählt. Ausnahmen gelten für einige Personen, die eine öffentliche Aufgabe im Verein haben und der Name sowieso klar ist, sowie für Personen, die explizit angegeben haben, keine Probleme mit einer Veröffentlichung des Namen im Internet zu haben. Bitte wendet Euch für eine komplette Version des Speichenspiegels an die Redaktion.

Editorial

Von Maike Dwenger


Jetzt ist fast wieder alles wie vorher. Wir haben uns an Corona gewöhnt und gelernt, damit umzugehen. Der eine hat es überwunden, der andere ist verschont geblieben, aber alle sind achtsam geworden. Das haben wir im vergangenen Jahr an der Teilnehmerzahl unserer Touren gespürt. Vielleicht der Grund, warum nicht so viele Tourenberichte für diesen Speichenspiegel eingetroffen sind wie manchmal.

Aber es gab doch ein paar fleißige Schreiber. Z.B. Kirsten, die der Frage nachgegangen ist, wie lange es wohl schon Tandems gibt. Dazu hat sie auch ein paar anschauliche Bilder im Internet gefunden.

Ein hübsches Bild gibt es auch von unserer Wandergruppe in Bergedorf vor der Petri & Pauli Kirche von 1502. Die und vieles andere wurde uns von Tanja W. erklärt, die uns auf einer 10 km langen Wanderung an der Bille bis nach Glinde geführt hat und davon berichtet.

Ein Schwerpunkt in dieser Ausgabe ist das Himmelmoor. Gleich zwei Berichte gibt es über die sehr interessanten Ausflüge, die Matthias P. für uns im Rahmen der Mittwochstouren organisiert hat.


Jo W. berichtet über die erste Fahrt ins Himmelmoor und über den sehr informativen Besuch im dortigen Henry-Goldstein-Museum. Auch bei der zweiten Tour war er dabei. Und wenn er so gemütlich auf dem hinteren Sattel sitzt und die Landschaft um sich herum auf sich wirken lässt, kommen ihm Gedanken, die sich in Limericks äußern. Was dabei heraus gekommen ist, könnt ihr in dieser Ausgabe lesen. 

Die Zukunft unseres Clubs hat Bernd Wülfken in seinem Geleitwort im Visier. Darüber macht sich auch Jan Klijn Gedanken und es lohnt sich wirklich, seinem wunderbaren, etwas ausschweifenden Beitrag zu folgen.

Um das gleiche Thema dreht sich der Artikel von Anja Meister, den sie schon im „Augenblick mal“ veröffentlicht hat.

Und falls ihr nach der Lektüre dieses Heftes immer noch einen Kick braucht, könnt ihr euch in die Küche begeben und köstliche Plätzchen backen. Denn auch in dieser Ausgabe gibt es wieder ein Rezept von Joachim! Vielleicht backt ja auch einmal jemand welche für Rudi, denn der fühlt sich sauwohl in seiner neuen Wohnung, und wenn er dort auf seinem Sofa sitzt…

Ich wünsche euch für alles in diesem Jahr ein gutes Gelingen!

Geleitwort des ersten Vorsitzenden

Bernd Wülfken

 

Liebe Tandemfreundinnen und –freunde,

schon wieder ist ein Jahr an uns vorbeigerauscht! „Das ist nun mal so“, sagen die einen. „Das liegt am Alter“, glauben die anderen zu wissen. Na ja, kann ja sein, dass es so ist. Schließlich bin ich auch schon über siebzig. Damit betrachten etliche unserer Mitglieder mich als einen Jungspund, andere als ein Mitglied der eigenen Altersklasse und nur ganz wenige als den „Alten“. So ist es, wenn der ganze Verein altert; aber warum sind es nur wenige, die in mir den Methusalem sehen?

Das Bild zeigt ein Symbolfoto eines Leiters

Wir stellen uns diesen Vorgang mal wie eine Leiter vor, über die alle aufsteigen müssen. Man könnte auch an einen Abstieg denken, aber das Bild ist mir dann doch zu düster. Blickt man nun an das obere Ende der Leiter, dann verschwindet mal der eine oder die andere. Betrachtet man die Sprossen im eigenen Umfeld, so sind noch alle gut besetzt. Hält man aber Ausschau nach dem unteren Ende, erkennt man viele Sprossen, auf denen niemand steht. Wir verlassen mal dieses Bild und tauchen wieder in die Wirklichkeit ein. Wir stellen fest: Der Nachwuchs in unserem Verein könnte stärker sein.


Genau das haben wir auch im Vorstand erkannt. Und da wir überzeugt sind, dass es in der Weißen Speiche jede Menge kluger Köpfe gibt, haben wir uns entschlossen, einen Workshop – so nennt man das ja wohl heute – zu veranstalten. Auf unseren Aufruf im Dezember hat sich bereits eine nicht zu übersehende Anzahl Interessierter gemeldet. Um den Zeitpunkt der Auslieferung dieses Heftes werden wir uns wohl gerade mit rauchenden Köpfen zusammensetzen. Wir haben die Hoffnung, dass im Ideenaustausch einer größeren Gruppe Wege entwickelt werden können, die zu einer Lösung unserer Probleme führen. Vielleicht verspürt die eine oder der andere bei dieser Gelegenheit auch einen Anstoß, sich für die Vorstandsarbeit zu interessieren.


Ich bin mir ganz sicher: Die Weiße Speiche hat eine Zukunft; aber sie wird sich ändern müssen und wird das auch schaffen. Noch viele, viele Male wird sich der Erste Vorsitzende – hoffentlich dann mein/e Nachfolger/in – zum Jahreswechsel hinsetzen müssen, um ein Geleitwort für den Speichenspiegel zu schreiben.

Mit dieser Zuversicht wünsche ich uns allen eine erlebnisreiche Tandemsaison 2023!

Euer
Bernd Wülfken

Erster Limerick

Von Jo W.


Unser Tandemclub ‘Weiße Speiche‘
ist goldrichtig für jede Blindschleiche!
Heut‘ geht’s auf zur Veddel,
zack: geht’s auf die Sättel,
schon mal zu harte, selten zu weiche

Grußwort des Tourenwartes

Von Ulli Staniullo


Liebe Tandemgemeinde, liebe aktive und passive Tandemradelnde!

Wieder liegt eine Saison hinter uns. Die Touren 2022 sind zwar diesmal nicht durch Corona behindert worden, aber erheblich weniger Tourenteilnehmende hatten sich in dieser Saison zu unseren gemeinsamen Tandemaktivitäten gemeldet. Aber dennoch haben wir schöne Wochenend-, Mittwochs- und 100er-Touren durchführen können. Auf diesem Wege möchte ich als Tourenwart allen Beteiligten ganz herzlich danken.

Nun denn, auf ein Neues! Auch das Jahr 2023 hält wieder viele Touren für uns bereit. Der Tourenplan ist hier in diesem Speichenspiegel wieder abgedruckt.

Ich denke, dass wir Corona in diesem Jahr hoffentlich, ich will nicht sagen, vergessen können, aber doch nicht mehr so fürchten müssen. Deshalb würde ich mich freuen, wenn ich für die Fahrten der kommenden Saison auf zahlreiche Tourenleitende zurückkommen kann, die sich gern bei mir, Anja oder Ina melden sollten. Auch würde ich es gut finden, wenn wir wieder insgesamt mehr Tourenteilnehmende begrüßen dürften. Das Anmeldeprozedere ist euch ja bekannt: die Hinterleute auf dem Tandem sollten sich mindestens eine Woche vor der jeweiligen Tour anmelden. So haben wir genügend Zeit, um für Vorderleute zu sorgen.
Also auf in die Saison 2023.

Auf eure Mitfahrer- und Pilotenanmeldungen freuen sich:

Ina Seidel, 04101 682 09, Anja Meister, 040 320 306 41 und Ulli Staniullo: 040 831 64 01.

Es grüßt euch herzlich Ulli Staniullo, Tourenwart - auch im Namen von Anja, Ulrike und Ina!


Tourenplan

Der meist aktuelle Plan findet ihr immer hier auf der Webseite unter folgenden Links.

Übersicht aller Termine

Worte des Gerätewarts

Von Hans Hoesen


An alle Sportsfreundinnen und Sportsfreunde, die unsere Tandems nutzen und auch an die, die sie nur instand setzen.

Mit großer Zufriedenheit schaue ich auf das Jahr 2022 zurück. Es gab ein überschaubares Maß an Pannen und alle Geräte, die es nötig hatten, sind instandgesetzt und damit fahrbereit. Sicherheit geht vor! Dafür benötigen wir im Technikteam von euch (nach überstandener Tour) präzise Angaben über die Defekte an den Tandems. Mittlerweile klappt die Kommunikation recht gut. Ich bekomme entweder einen Zettel, eine E-Mail und hin und wieder auch einen Anruf hinsichtlich der Fehlermeldungen.

2023 soll wieder ein Jahr werden, in dem Tandemfahren Spaß macht, mit möglichst wenig Pannen und generell ein paar Bar in den Reifen. Glück-licherweise habe ich eine Crew, die sich immer wieder zum „Schrauben“ berufen fühlt. Ca. einmal im Monat - abhängig von der Anzahl der defekten Tandems - treffen wir uns samstags in Pinneberg, um uns handwerklich zu betätigen. Leider musste der Neujahrsempfang für die Schrauber 2023 ausfallen. Einmal wegen der noch nicht ganz besiegten Corona-epidemie, aber vor allen Dingen wegen des Umbaus des WC– und Küchen-Containers.

Das Bild zeigt ein sogenannter Knochen, ein praktisches Gerät um mit wenig Aufwand verschiedene Schlüssel dabei zu haben.

Wenn wir Tandems instand setzen, ist stets für Verpflegung gesorgt, denn wer arbeitet, soll auch essen. Zwei bis drei Teams sind immer wieder bereit, ein Mittagessen auszurichten. Das „Schrauben“ ist auch gut für Leute geeignet, die mal „reinschnuppern“ wollen, entweder zum Tandemprobefahren oder zum Schrauben. Unser Vereinsleben wird davon mit geprägt und wir hoffen, dass sich alle bei der Gemeinschaftsarbeit wohlfühlen.

In diesem Sinne ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2023 wünscht euch

euer Gerätewart Hans Hoesen

Wanderung ab Bergedorf am 26.03.2022, 10 km

Von Tanja W.


Nun sollte es endlich losgehen. Die von mir geführte Wanderung von Bergedorf entlang der Bille, durch Wald und Wiesen zum Golfgut in Glinde.

Zweimal musste sie verschoben werden, da uns im vergangenen Jahr erst Corona ausbremste und dann vor drei Wochen der Orkan "Zeynep" mit Hochwasser rund um Elbe und damit auch Bille.

Ich war ja schon oft mitgewandert bei der Weißen Speiche, aber diesmal hatte ich die Tour ausgearbeitet und war sozusagen der Leithammel, oder muss ich gendergerecht Leitschaf sagen?

18 Wanderlustige hatten sich bei Ulli angemeldet und nach kurzer Sammlung am Bahnhofsvorplatz ging es auch schon los:

Im Zickzack durch die Bergedorfer Altstadt mit dem Serrahn (dem kleinen Hafenbecken), wo der nachgebaute Ewer liegt, vorbei an der Petri & Pauli Kirche von 1502, der der Hamburger Michel-Erbauer Ernst Georg Sonnin 1759 einen neuen kupferverkleideten Turm aufsetzte, weiter zum einzigen erhaltenen Schloss auf Hamburger Stadtgebiet, mit seinem kleinen umgebenen Wassergraben, entlang des Schillerufers zur Windmühle, wo wir eine Menge über die Lohe gelernt haben. Zur Erinnerung hier noch einmal der alte Gerberspruch:


In des Leders Werdegang - ist die Hauptsach‘ der Gestank.
Kalk, Alaun, Mehl und Arsen - machen‘s gar recht weich und schön.
Eigelb, Pinkel, Hundeschiete - geben ihm besond‘re Güte.
D‘rum bleibt es stets ein Hochgenuss – auf den Handschuh einen Ku
ss


Hügelaufwärts am Rande des Bergedorfer Villenviertels überquerten wir dann die Bahngleise über eine Brücke und befanden uns oben auf dem Geestrücken, der nach der letzten Eiszeit das Ufer des Elbe-Urstromtals markierte.

Ein steiler Treppenabstieg zum Fuße des Hangs führte uns dann direkt in den Eiskeller der ehemaligen Actien-Bierbrauerei aus dem Jahre 1864, der noch fast vollständig erhalten ist. Hier ist es so kalt wie in einem Kühlschrank, ca. 9°C. Ich hatte als Anschauungsmaterial noch eine Originalflasche des Bergedorf Biers dabei, in der markanten 0,5 l Abfüllung.

Ausgetrunken hatte ich sie aber schon am Vorabend auf dem Sofa, damit ich nicht so schwer zu tragen hatte. Heute befinden sich in dem ca. 800 m² großen Eiskeller Parkplätze für Anwohner, da direkt über den Eiskellern, oben auf dem Hügel, Häuserblocks gebaut wurden.

Gleich gegenüber befinden sich die Brauereiteiche. Hier wurde das Wasser von der Bille zu drei Wasserbecken aufgestaut und im Winter, wenn es denn kalt genug war, wurden hier Eisblöcke herausgeschnitten und in den Eiskeller verbracht. Das gebraute Bier musste schnell heruntergekühlt werden, um die Hefe hinzufügen zu können. Seit dem 16. Jahrhundert gab es neun Brauereien in Bergedorf. Im 1. Weltkrieg sind dann alle verschwunden. Seit 1959 braute die Holsten-Brauerei das "Bergedorf Beer" wieder für den Export nach Namibia; seit 2012 ist es auch wieder in Deutschland im Handel.

Der Wanderweg führte uns nun weiter die Bille entlang. Das Wort „Bille“ stammt wahrscheinlich aus dem Slawischen "biely" oder "bielo", was "weiß" bedeutet, oder aus dem Indogermanischen "bhel", was für" die Helle / die Weiße" steht. Das spricht für sehr sauberes klares Wasser.

Links und rechts des Weges waren noch Wasserflächen zu erkennen; also selbst nach drei Wochen Sonnenschein war das Überflutungswasser noch nicht versickert.

Es ging leicht hügelaufwärts Richtung Lohbrügge. Eine kleine Rast mit selbstgebackenen Keksen war willkommen.

Weiter ging es Richtung Staatsforst Trittau. Hier im Wald konnte man noch zahlreiche Bäume sehen, die beim letzten Sturm entweder einfach mit Wurzelballen der Länge nach umgekippt, oder mitten im Stamm splitternd abgeknickt sind. Die Wege waren gottseidank schon wieder freigeräumt worden.

Vorbei am ehemaligen Krupp-Kurbelwellenwerk, das im zweiten Weltkrieg Kurbellwellen für Flugzeuge herstellte und daher gut getarnt im Wald versteckt lag, bogen wir ab in Richtung Felder und Wiesen. Der Wind hatte ganz schön aufgefrischt, so dass wir uns in der zweiten Pause gerne einen besonderen Haselnuss-Eierlikör– mitgebracht von Fritz, spendiert von Ulli – schmecken ließen.

Nun waren es nur noch 1,5 km; den Golfplatz konnte man schon sehen und hören, da dort mehrere Leute ihre Abschläge machten.

Wir kreuzten die ehemalige Bahnlinie Glinde – Paris (heute leider nur noch für den Güterverkehr zwischen HH-Tiefstack und Reinbek genutzt) und konnten einen Eindruck gewinnen von der im Bau befindlichen Wellnessanlage "Vabali Spa Hamburg", für die zurzeit im NDR-Hörfunk viel Werbung gemacht wird.

Auf 36.000 m² entsteht hier im Stil eines balinesischen Dorfes ein Resort mit 13 Saunen, zwei Dampfbädern, einem Laconium und einem 1.000 m² großen Naturschwimmteich, zwei Pools und einem 80-Zimmer Hotel.

Die Eröffnung soll noch in diesem Frühjahr 2022 sein.

Nun hatten wir es geschafft, am Ende der Straße war das Restaurant des Golfgutes, wo wir schon erwartet wurden. Das schöne Holzgebäude hatte neben dem Restaurant noch einen Veranstaltungsraum, wo eigens für uns eingedeckt war. Das vorbestellte Essen hat gemundet und nachdem wir den Kuchentresen auch noch leer gegessen hatten, machten wir uns entspannt auf den Weg in das Zentrum von Glinde, wo eine Kleingruppe per Bus wieder Richtung Bergedorf fuhr und die größere Truppe per Bus Richtung U-Bahn Steinfurther Allee.

Ich stieg schon in Oststeinbek aus, da ich in der Nähe wohne und hoffe, ihr seid auch alle wohlbehalten zu Hause angekommen.

Mir hat es jedenfalls großen Spaß gemacht, euch meine Heimat zu zeigen, bei bester Gesellschaft und guten Gesprächen.

Gerne bereite ich wieder eine Tour für den nächsten Herbst vor.

Viele Grüße von Tanja (die seit gestern nicht mehr hinten runterfällt (kleiner Insider für Dabeigewesene :-) )

Tourenbericht vom 4. Mai 2022 — Himmelmoor

Von Jo W.


Fix wie wir sind, haben wir mal eben ganze drei Wochen früher die “Himmel(moor)fahrt“ angetreten! Und zwar stark dezimiert: gerademal 6½ Gespanne waren am Start, dabei war sogar eine funkelnagelneue Pilotin dabei: Herzlich willkommen, Ute! Die Gute wurde geschmeidig von unserem ‘alten Fuchs‘ Thomas eingearbeitet.

Nach hingebungsvoll vollbrachter Organisation der Tour musste leider ausgerechnet auch Ina selbst wegen Unpässlichkeit passen.

Tourleiter Matthias fuhr auf einem Einzelrad und navigierte die Truppe souverän auf einer landschaftlich äußerst ansprechenden Route zunächst zum Etappenziel Heeder Tann‘, wo wir ohne nennenswerte Zwischenfälle zur Mittagszeit eintrafen. Entsprechend legten wir hier an einem komfortabel möblierten Rastplatz eine zünftige Brotzeit ein.

Frisch gestärkt strampelten wir weiter über Quickborn zum himmlischen Himmelmoor, wo wir einen ‘Abstecher‘ in eine alte Torf-Fabrik riskierten. Wie erwartet wurden wir hier erwartet und freundlichst empfangen, denn Matthias hatte ein Ass aus dem Ärmel und Enno als Guide der heutigen “Henri Goldstein – Gedenkstätte“ an Land gezogen!

Foto vom Himmelmoor, und zwar vom Wasser. An den Seiten Gras auf Torfstücke.

Während wir zwischen den alten Backstein-Gemäuern aus dem 19. Jahrhundert standen, informierte uns Enno so ausgiebig wie gern über deren Historie. So erfuhren wir u. a., dass zum Torfstechen aus Mangel an (Hunger-) Lohnarbeitern Sträflinge & Zuchthäusler, zu Kriegszeiten auch Kriegsgefangene & Juden ‘verdonnert‘ worden seien. Vergitterte Fenster zeugten heute noch davon.

Noch stärker wurde das beklemmende Gefühl bei der Begehung eines Gebäudes, in dem über 50 Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Verhältnissen zusammengepfercht untergebracht waren.

Zur anschließenden erholsamen Aufmunterung stand erfreulicherweise Kaffee & Tee bereit, zu dem Matthias köstliche Nussecken reichte. Zu der Fahrt mit einer Lore durchs Moor kam es aus Zeitmangel nicht mehr, stattdessen kamen die Zweiräder erneut ins Spiel: Der Rückweg verlief dem Verlauf der Pinnau folgend, dem “Zielwasser“, das uns zuverlässig zurück nach Pinneberg führte.

Vielen Dank, Matthias & allen Piloten!!!!

Jo

Seit wann gibt es Tandems?

Von Kirsten W.


Die Vorgänger der Tandems, wie wir sie heute kennen und fahren, entstanden in den 1890er Jahren in den schnell wachsenden Fahrradmanufakturen der westlichen Industrieländer.

Im Jahr 1892 erschien das Lied „Daisy Bell“, in dem es u.a. heißt „on a bicycle built for two“.

1896 baute der amerikanische Hersteller E.C. Stearns & Company, welcher zur damaligen Zeit als größter Fahrradhersteller der Welt Bekanntheit genoss, eine Tandemversion des äußerst erfolgreichen Solo-Fahrrad-Modells „Yellow Fellow“.

Das Besondere zu der Zeit war, dass Männer auf Tandems hinten fuhren und über eine Lenkstange das Tandem steuerten, während die Frau vorne Platz nahm. Das Oberrohr konnte entnommen werden, damit die Damen auch mit Kleid fahren konnten und ein bequemer Aufstieg möglich war.

1896 baute die amerikanische „Waltham Manufacturing Company“ den weltweit ersten Zehnsitzer. Das Fahrrad wog unglaubliche 138kg und hatte eine Länge von 7,2 Metern.

Der nun als Autobauer bekannte Hersteller Opel, welcher bis 1886 ausschließlich Nähmaschinen produzierte, entwickelte sich bereits zur Jahrhundertwende zum größten deutschen Fahrradhersteller.

1908 nahmen Tandems erstmals an Olympischen Spielen teil.

In den 1960er Jahren wurde den Tandems wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt. In England wurde der erste Tandemclub gegründet.

Das Bild zeigt eine Zeichnung von drei Musikanten, die Musik machen (große Trompete, kleine Trompete und ein Trommel)

Wir begrüßen an dieser Stelle ganz herzlich die neuen Mitglieder und Piloten!

Brigitte K. war aufgefallen, dass in der letzten Zeit unser Tandemclub manchmal zu einem Tandemrowdy-Truppe verkommen ist, den gesamten Verkehr rundum Hamburg lahm legt und es bei jedem Clubausflug in die Verkehrsnachrichten schafft (leichte Übertreibung der Beobachtungen). Deshalb hat sie sich hingesetzt und sich über die Benimmregeln Gedanken gemacht. Herausgekommen sind folgende 10 Tandemgebote. Wir hoffen, dass sie etwas zum Nachdenken anregen.

Die wichtigsten Regeln beim Tandem fahren in der Gruppe

Von Brigitte K.


  1. Die Tourenleitung wird nicht überholt und deren Anordnungen ist Folge zu leisten

  2. Das Tempo richtet sich nach dem schwächsten Gespann

  3. Richtungsanzeigen und Stopps sind an den Hintermann weiterzugeben, damit dieser sie anzeigen kann

  4. Hindernisse und Autos, die entgegenkommen oder überholen, immer ansagen und vom Tandem zu Tandem weitergeben

  5. Immer auf das Hintergespann achten, damit der Anschluss bestehen bleibt

  6. Während der Fahrt auf genügend Abstand zwischen den Tandems achten, um Auffahrunfälle zu vermeiden

  7. An Kreuzungen geordnet stehen bleiben, nicht alle nebeneinander

  8. Bei Stopps (Panne/Pinkelpausen) die Tandems an den Wegrand stellen

  9. Pausenzeiten sind nach Ansage der Tourenleitung einzuhalten

  10. Die Tourenleitung erinnert 5 Minuten vor Ende der Pause ans bevorstehende Aufbrechen

Mit der Lorenbahn durchs Himmelmoor

Von Matthias P.


Bei gutem Wetter (sonnig, aber nicht zu heiß) machten wir uns am Mittwoch, den 06.07.22 mit 9 Tandems und 3 Solorädern auf den Weg nach Osten – wieder ging es zum größten Hochmoor Schleswig-Holsteins, dem Himmelmoor bei Quickborn.

Ich hatte mir wieder Unterstützung durch meinen ortskundigen Freund Wolfgang geholt (der uns schon mal bei der Flughafentour geführt hatte), der ab der Wulfsmühle die Führung übernahm. Über Winzeldorf, Hasloh und Quickborn-Süd ging es zum ehemaligen Torfwerk im Himmelmoor, wo noch bis zum Beginn dieses Jahrtausends kommerziell Torf abgebaut wurde. Mittlerweile ist der Torfabbau beendet und große Flächen des Himmelmoores sind renaturiert – d.h. die Entwässerungsgräben wurden verschlossen, eine große Anzahl Birken wurden entfernt und dadurch, dass das Oberflächenwasser nicht mehr abfließen konnte und nicht mehr so stark verdunstete, stieg es an und es bildete sich eine großflächige Seenlandschaft.

Der Torf wurde zu Abbauzeiten mit einer kleinen Torfbahn aus dem Moor heraus zur Verladestation gebracht. Mittlerweile ist die Verladestation stillgelegt und die Torfbahn ist in die Obhut eines Fördervereins übergegangen.

Dieser Verein will das technische Torfbahn-Erbe bewahren und pflegen und führt damit – in enger Zusammenarbeit mit weiteren Vereinen, die sich gebildet haben, um das Himmelmoor zu erhalten – Besichtigungsfahrten durch.

So eine Besichtigungsfahrt hatten wir gebucht (dank 4 Sponsoren auch für die Tour-Teilnehmer kostenfrei) und niemand hat bereut, an dem Tag dabei gewesen zu sein.

Es war schon ein Abenteuer, sich dieser kleinen Bahn anzuvertrauen, die mit rustikal ausgestatteten Personenwagen von einer kleinen Diesellok gezogen auf 60 cm breiten Gleisen durch das Moor schaukelte. Wieso schaukelte? Weil der Untergrund im Moor so weich ist, dass wir es als Gruppe mühelos durch gemeinsames Hochspringen schafften, das gesamte Gelände in Schwingungen zu versetzen.

Eine reale Einsatznotwendigkeit gibt es für die Torfbahn aber noch immer: falls es zu einem Moorbrand kommt (was fast in jedem Jahr der Fall ist) fährt die Feuerwehr mit einem eigens dafür bereitstehenden Zug mit großen Wassertanks zum Löschen in das Moor.

Foto von der Lorenbahn. Man sieht eine kleine Lokomotive mit dahinter drei offenen Wagen, in denen Mitglieder der Weissen Speiche sitzen.

Der Lokführer und Erklärer, Dan Zelck, hatte sofort dank seines Humors und seiner Fachkenntnis die ungeteilte Aufmerksamkeit der gesamten Gruppe.

Wir bekamen historische Torfwerkzeuge zu sehen und zu fühlen und uns wurde erklärt, wie sich das Moor dank kleiner Pflanzen in tausenden von Jahren entwickelt und aufgebaut hat und wie schnell der Mensch durch industriellen Torfabbau fast alles zerstört hat. Das ist jetzt gestoppt und auch die Verwendungen von Torf als Heiz- oder Isolationsmaterial sind natürlich längst passé. Jetzt kommt es darauf an, das Gebiet wieder zu bewässern, damit der CO²-Ausstoß begrenzt wird und das Moor sich wieder regenerieren kann – in ca. 20.000 Jahren können wir mal wieder eine Tour machen und schauen, wie es dem Moor dann geht 😉

Das Moor ist mittlerweile Heimat von diversen seltenen Tierarten – seltene Vogelarten brüten hier, Schlangen sonnen sich auf den Bahnschwellen – und diverse Pflanzenarten, die teilweise auf der roten Liste stehen, kann man hier bewundern – unter vielen anderen Arten auch die sogenannte „fleischfressende Pflanze“ Sonnentau - ein Paradies ist entstanden.

Wer sich weiter informieren will, findet hier Informationen:
http://www.torfbahn-himmelmoor.de/ und https://www.foerderverein-himmelmoor.de/flora-fauna.php

Nach gut zwei Stunden Besichtigung ging es dann mit den Rädern zurück nach Pinneberg – die gefahrene Strecke lag zwar nur bei 40 km, aber das Erlebnis war großartig.

Pressespiegel

Quelle: Augenblick mal…, Magazin des Blinden– und Sehbehindertenverein Hamburg e.V., Ausgabe Juli—August 2022

(Veröffentlicht mit Genehmigung des BSVH)

Das Foto zeigt Tandemfahrer vom Verein, die auf der Eisenbrücke über einen Hafenarm fahren nah an den Deichtorhallen. Die Tandemfahrer fahren auf der unteren Ebene, darüber ist ein Metalldach, weil dort die Bahnstrecke Hauptbahnhof-Harburg läuft.

In und um Hamburg herum unterwegs: Die Tandems der Weissen Speiche


Lust auf frische Luft und sportive Kommunikation?


Unterwegs mit dem größten Inklusiv-Tandemclub Deutschlands... was für uns nichts Besonderes ist.


■ Der Tandemclub Weiße Speiche Hamburg e. V. ist ein Club, in dem Sehgeschädigte und Sehende gemeinsam Tandem fahren. Was bedeutet Tandem fahren für uns? Der eine findet es einfach nur schön. durch die Lande zu radeln. Für die nächste bedeutet es, bei jeder Tour die Welt "mit anderen Augen" zu sehen. Der dritten ist es wichtig, mit ihrem ehrenamtlichen Engagement einem sehgeschädigten Menschen die Bewegung an der frischen Luft zu ermöglichen. Und ein anderer möchte einfach nur eine Runde klönen und dabei in die Pedale treten.

Der Tandemclub Weiße Speiche Hamburg e. V ist kein Spaß-Verein. aber uns alle verbindet der Spaß am Fahrrad fahren. netten Menschen zu begegnen und sich zu bewegen. Wir fahren unterschiedlich lange Touren: die Tages-Wochenend-Touren sind abwechselnd (kurz) 40-60 km, oder (lang) 60-80 km. Es gibt 100er Touren(erklärt sich von selbst) und die Mittwochs-Touren, die sich auch meistens um die 40 km drehen. Unterwegs auf den vereinseigenen Tandems sind wir von April bis Oktober. Für die Wintermonate tauschen wir das Tandem gegen Wanderstiefel und treffen uns einmal im Monat zum geselligen Wandern. Dies alles findet im Hamburger Umland statt. wobei jeder Treffpunkt gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist.

Neugierig geworden? Dann leben Sie doch gern mit uns Inklusion! Wir sind ein inklusiver Sportverein. Das stimmt. Aber bei uns wird das inklusiv nicht geschrieben, sondern gelebt – es ergibt sich von selbst.

Wir freuen uns über jeden. der gern Fahrrad fährt. Sollten Sie noch nie auf einem Tandem gesessen haben: das lernt sich schnell. Sie bekommen zu Beginn immer eine erfahrene Person mit in das Gespann. Hauptsache, Sie bewegen sich gern draußen, sind kommunikativ und sportiv - der Rest kommt von allein. Kommen Sie doch einfach mal min Wir laden Sie herzlich ein zu einer Tour im Hamburger Umland.

Weitere Informationen finden Sie unter
www.tandemclub.de. Melden Sie sich auch gern per Mail unter
vorstand@tandemclub.de, oder telefonisch bei Herrn Ulli Staniullo, Tel. (040) 831 64 01.

Anja Meister, 2. Vorsitzende

Weitere Limericks

Von Jo W.


Nach einem 5-Gänge-Menü ist er pappsatt:
der respektable Radler aus Kapstadt.
Gegen die Pfunde
folgt noch ‘ne runde
Stunde auf seinem 5-Gang-Klapprad.

Die Fahrradtour nach Glückstadt
geht ganz in einem Stück glatt!
Vielleicht ist ein Rückrad,
falls man kein Glück hat,
sodann auf dem Weg zurück platt!

Man dacht‘ auf der Radtour nach Itzehoe,
uns macht beim Strampeln die Hitze froh.
Bei 30°
voll in Fahrt,
schon stöhnend, denn man schwitzte so!

Weihnachten

Selbstverständlich haben Weihnachten und das Tandem etwas gemeinsames, und zwar die Gemütlicheit bzw. Geselligkeit. Kein Wunder also, dass Gerätewart Hans Hoesen bei seinen Internetsuche nach Bildern für seine Weihnachtsmail eine ganze Menge von Weihnachtskarten mit Tandem gefunden hat.

„Häid Pühi“ bedeutet übrigens „Schöne Ferien" auf Estisch.

Das Bild oben zeigt die Bilder, die Hans im Internet gefunden hat. Alle Bilder sind sehr weihnachtlich und enthalten fast immer ein Tandem, manchmal ein Fahrrad. Mal wird auf dem Tandem ein Weihnachtsbaum transportiert, mal sitzt der Weihnachtsmann mit einem oder zwei Renntiere auf dem Gerät. Immer in bester Laune.

Wohnungsumzug eines blinden Vereinsmitglieds

Von Arno S.


Rudis neue Wohnung: schöner, preiswerter, moderner, verkehrsgünstig an einer S-Bahn-Station.

Alles ist völlig unbekannt: Herdbenutzung, Gegensprechanlage, Fahrstuhl und die Umgebung, wie Wege, Ampeln, Geschäfte, Haltestellen. Dafür gibt ein Mobilitätstraining für blinde Menschen am Wohnort. Die Kosten für das Mobilitätstraining übernimmt normalerweise die Krankenkasse. Die Auskunft der Krankenkasse ist lapidar: „Die Kosten werden nicht übernommen, bleiben Sie doch dort wohnen wo sie jetzt sind.“ Nun müssen für die Genehmigung andere Argumente vorlegt werden: kompliziertere Wege durch veränderte Umgebung oder/und neue technische Einrichtungen wie Ampeln und Fahrstuhlbenutzung. Jetzt war die Krankenkasse überzeugt.

Foto von einer Chaotischen Ansammlung von Umzugskartons und sonstigen Kartons unterschiedlicher Größe. Alles steht irgendwie, aber man hat das Gefühl, dass der Stapel umfällt, wenn eine Fliege sich auf einen Karton setzt.

Das Angebot des Umzugsunternehmens hörte sich gut an: das Unternehmen räumt die Schränke leer, verpackt alles schön in Kartons, baut die Möbel auseinander und macht den Transport und Aufbau der Möbel. Die Antwort auf die Preisfrage: „Die Kosten sind noch nicht absehbar, wir wissen ja nicht, wieviel Krepppapier wir für das Geschirr benötigen.“

Also gibt es einen neuen Plan: Beim Verpacken aller Gegenstände in Kartons helfen meine Frau Regina und ich und transportieren diese mit unserem Golf schon mal in die neue Wohnung. Rudis berufstätige Schwester kann abends beim Packen helfen. Das Umzugsunternehmen transportiert nur die großen Teile inkl. Ab- und Aufbau der Möbel.

Im Mai 2022 ging es los. Umzugskartons liehen uns Vereinsmitglieder. Alte Zeitungen für Geschirr hatten wir selbst. Bei einem Umzug stellt sich ja immer die Frage: was kann weg? „Den Stapel alter Telefonbücher liest Du sicher nicht mehr, zumal sie ja nicht in Brailleschrift sind. Die kannst Du schon mal im Papiercontainer entsorgen.“ Antwort: „Geht nicht, der Papiercontainer ist mit einem Zahlenschloss mit nicht fühlbaren Zahlen gesichert.“ Also übernehme ich die Entsorgung, der Zahlencode steht auf einem Zettel und liegt parat. Beim Packen gibt es so manche Überraschung. Das vermeintliche Tablett auf dem Schrank ist in Wirklichkeit ein Schachbrett. So manche verschollenen Gegenstände finden sich wieder an. Auch zeigt sich, wie schwierig es für einen blinden Menschen ist, nicht mehr ansehnliche Kleidungsstücke auszusortieren. Da konnte Regina mit modischem Geschmack beim Aussortieren helfen. Neben dem Trennungsschmerz nicht mehr Benötigtes wegzuwerfen, ist auch noch der Gedanke: das ist doch noch zu gut zum Wegwerfen. Die Gegenstände wurden befühlt und beschrieben. „Vielleicht kannst Du das noch gebrauchen, Arno,“ wurde beim Packen zum geflügelten Wort und reduzierte mit einem „Ja“ die Umzugsmenge.

Mit mehreren Fuhren haben wir den Transport der Kartons und Elektronik (PC, Musikanlage, TV) gemeistert. In der Neubauwohnung hing an der Wohnungstür schon länger ein Zettel mit Telefonnummer vom Handwerker: „BITTE MELDEN!“ Sehr witzig, wenn man den Zettel nicht sehen kann.

Der Umzug der Möbel ging dann ganz flott und der Preis hielt sich durch diese Maßnahmen in Grenzen.

Wir sehenden Umzugshelfer waren um eine Erfahrung reicher, wie sich das Leben ohne Augenlicht gestaltet.

Foto von dem Zettel mit dem Text: Bitte melden zwecks Einbau der Tür, und dann einen Telefonnummer

Aus Joachims Keksdose

Von Maike H-Dwenger (und Joachim K.)


Eigentlich wollte ich es für mich behalten, oder besser gesagt, nicht weitererzählen. Aber dann, auch weil ihr für diesen Speichenspiegel etwas schreibfaul gewesen seid und ja etwas hinein gehört, werde ich es doch verraten. Mit Joachims Erlaubnis wohlgemerkt, denn ohne ihn hätte ich sie nicht kennengelernt, diese köstlichen Ingwerkekse, die er ab und zu, aber leider viel zu selten, in seiner Keksdose mitbringt. Um dieses Rezept geht es, und ich will es euch doch nicht vorenthalten.

Und so hat Joachim es mir übermittelt:


Aus

  • 200 g Mehl 550
  • 1 TL Backpulver
  • 120 g Butter
  • 90 g Zucker
  • 1 EL Zitronensaft
  • 2 – 3 EL frisch geriebenem Ingwer
  • 75 g kandiertem, gehacktem Ingwer

einen Mürbeteig kneten.

Zur Rolle formen und in Frischhaltefolie gewickelt 1 Stunde kühlen.

In zentimeterdicke Scheiben schneiden und bei 175°C ca. 12 Minuten backen.

Einen Wermutstropfen gibt es aber doch in diesem Falle. Und zwar die Haltbarkeit. Dieses Gebäck liebt die Ruhe und hat gern Zeit für die Geschmacksentfaltung – es würde gern wochenlang in der Keksdose vor sich hin dösen. Aber wie gesagt: die Haltbarkeit – bei uns halten sie sich nicht…

Zeichnung von einer Tasse Kaffee mit Keksen. Gemalt von Maikes Cousine Kerstin

Noch ein Limerick

Von Siegfried Fischer, von Maike Dwenger bei e-stories gefunden

(Veröffentlichung mit Genehmung der Autorin)


Zwei Radler

Von Belgrad bis nach Wolgograd
fuhr Konrad mit der Olga Rad.
Er wollte noch weiter radeln
doch Olga schmerzten die Wadeln
ihr fehlte einfach der Schwung grad.

Wie wir den Marktanteil des Tandemclubs vergrößern können

Von Jan Klijn


Es ist klar, dass in unserem Tandemclub das Durchschnittsalter langsam zunimmt und der Nachschub mit jungen Tandemfahrern etwas stockt. Ein Phänomen, mit dem viele Sportvereine zu kämpfen haben. Wir müssen also etwas gegen diesen Trend tun, und ich möchte in diesem Artikel einige Ideen dazu erläutern. Dieser Artikel ist natürlich auch gleich eine Anregung für den Workshop, den der Vorstand unseres Tandemclubs zu diesem Thema gerade organisiert.

Zuerst müssen wir uns bewusst sein, dass unser Club aus einer Position der Stärke heraus agieren kann. Wir sind der größte Inklusionssportverein Deutschlands, in Nord Norddeutschland sind wir Marktführer und in Hamburg sogar Monopolist. Beste Voraussetzungen also für eine Stärkung unserer Position.

Mein Vorschlag ist, zuerst in Windeseile unser Geschäftsmodell in ganz Deutschland zu etablieren, indem wir landesweit marode Tandemclubs aufkaufen, die Hälfte des Personals entlassen, die Vereine unter unserem Namen und Logo umkrempeln und neu beleben. Mit etwas Risikokapital von Hamburger Reedern (mit der Schifffahrt ist sowieso kein trockenes Brot mehr zu verdienen), müsste eine solche Expansion schnell durchführbar sein. Eine europäische und weltweite Expansion folgt dann in 2024. Vor allem in Asien, Afrika und Südamerika ist das Angebot an Hobbysport bisher etwas begrenzt und gleichzeitig die Anzahl der Blinden und Sehbehinderten vergleichsweise groß. In jeder größeren Stadt gründen wir eine Zweigstelle, die wir – analog Jehovas Zeugen – von unserer Zentrale aus lenken. Bedenke, dass es allein in China schon 125 Millionenstädte gibt, also Expansionsmöglichkeiten in Überfluss.


Aber wir müssen auch von der modernen Ökonomie etwas lernen, insbesondere von den bekannten Start-Ups, die es zur Weltklasse geschafft haben. Es ist klar, dass man mit schnöden Dienstleistungen oder gar physischen Produkten nur mäßig Geld verdienen kann. Dazu muss ich nur auf die Gewinnspanne des Merchandisings in unserem Verein gucken: mit dem Verkauf unserer T-Shirts werden wir nie reich. Auch eignen sich Dienstleistungen und Produkte schlecht für eine schnelle Expansion, weil man mühselig Fabriken, Logistik und Personal aufbauen muss. Es muss im 21. Jahrhundert deutlich besser und viel schneller gehen. Google, Amazon, Facebook, Tinder, Uber und Ebay machen vor, wie man das macht; die Firmen sind reine Goldesel und tun dafür fast nichts. Der Trick liegt darin, andere Leute für einen selbst arbeiten zu lassen. Und genau dort setzen wir an. Wir entwickeln schnell eine App für Blinde, Sehbehinderte, Piloten und Geldspender. Diese treffen sich auf der Tandemclub-App und können sich bequem zum Tandemfahren verabreden oder Leute zusammensuchen für die Gründung einer neuen Dependance unseres Tandemclubs. Das alles über eine bequeme Nutzeroberfläche. Ja, ja, natürlich auch blindengerecht. Spender, die nicht wissen, wohin mit ihrem Geld, können sich auf der App auf die Suche eines geeigneten Ablegers der Weißen Speiche machen. Und das alles bequem von zu Hause.

Das Foto zeigt ein rechteckiges Gebäude aus modermen Grauen Bleck mit zwei großen Tandemclublogos auf den Seiten. Das Gebäude ist einige Stockwerke hoch, hat keine Fenster aber einige Belüftungsgitter. Darum herum ein Zaun.

Bis zur Fertigstellung der App bleiben uns noch zwei bis drei Monate Zeit, die wir nutzen können, um unsere eigene Tandemfabrik aufzubauen. Dafür entwickeln wir das Tandem neu, und zwar nach derzeitigem technologischem Standard. Das bedeutet selbstfahrend, mit fancyschicken Displays und mit regelmäßigen Software-Updates. Die Tandems werden über unsere App vertrieben. Ziel ist es, in wenigen Jahren die Nummer 1 in der Tandemherstellung zu sein. Die Fabrik wird in Brandenburg neben dem neuen Teslawerk gebaut.



Am Anf
ang kostet die Nutzung der App natürlich nichts, aber nach einer Probezeit muss jeder Nutzer monatlich einen kleinen Obolus zahlen, sowie einen kleinen Beitrag für jede Transaktion, z.B. für eine Verabredung zum Tandemfahren (doppelter Beitrag, wenn die Verabredung erfolgreich ist). Die Kosten werden selbstverständlich gleich als Spende markiert und als solche dem jeweiligen Finanzamt übermittelt. Wir bleiben nämlich allerdings ein eingetragener Verein und brauchen deshalb keine Steuern zu zahlen. Da sind wir Google, Facebook und Konsorten dann meilenweit voraus, weil die, um Steuern zu sparen, ihre Holding in eine obskure Steueroase verlegen müssen. So nicht unser Verein, wir belassen unsere Zentrale einfach in Silicon Harbour.


Genau, damit ist unser Vereinsgelände in Pinneberg gemeint. Natürlich ändert sich da das eine oder andere. Unsere Container werden durch ein futuristisches Gebäude ersetzt (wegen Platzmangel vermutlich ein Wolkenkratzer), die Vereinsmitglieder werden alle in der Zentrale auf einer Führungsposition eingestellt. Bernd wird CEO (Chief Executive Officer) in der oberen Etage. Es wird einen neuen Radweg direkt von Pinneberg zum Flughafen geben, damit er schnell um die Welt jetten kann. Am Bahnhof Pinneberg werden selbstfahrende Tandems zur Verfügung gestellt, damit die Vereinsmitglieder bequem zur Arbeit kommen können. Diese selbstfahrenden Tandems sind fast ausentwickelt, lediglich muss noch sichergestellt werden, dass sie sich nicht automatisch unter den LKWs verkeilen. Es gilt als sicher, dass dieses Problem beim autonomen Tandemfahren innerhalb weniger Monate, d.h. kurz vor der Fertigstellung der neuen Zentrale, unter Kontrolle sein wird.


Ich denke, dass wir damit den weltweiten Erfolg unseres Vereins sicherstellen können.

Das Bild zeigt einen Wolkenkratzer, der dem Elbtower sehr nahe ist. Der Elbtower wird derzeit in Hamburg gebaut und soll ab 2025 das drittgrößte Gebäude in Deutschland sein.

Die Deadline für Artikeln für den Speichenspiegel 2023/2024 ist 1. Dezember 2023. Wir freuen uns über zahlreiche Artikeln und Fotos.

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