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Tandemclub Weiße Speiche Hamburg e.V.


2016/2017

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Speichenspiegel 2016/2017

Redaktion: Detlev Kahl
Layout (Papierversion, Website und Word/PDF-Dokument): Jan Klijn
Druck und Versand (Papierversion): Ulrike Gös


Anmerkung: Aus Datenschutzgründen weden einige Daten, wie der Geburtstagskalender, an dieser Stelle nicht veröffentlicht. Da wo Text fehlt wird dies explizit erwähnt. Grundsätzlich werden Personen nur mit Vorname und mit der ersten Buchstabe des Nachnamens erwählt. Ausnahmen gelten für einige Personen, die eine öffentliche Aufgabe im Verein haben und der Name sowieso klar ist, sowie für Personen, die explizit angegeben haben, keine Probleme mit einer Veröffentlichung des Namen im Internet zu haben. Bitte wendet Euch für eine komplette Version des Speichenspiegels an die Redaktion.

200 Jahre Tandem 1817 — 2017

(Umschlag der Papierversion des Speichenspiegels)

Vor zweihundert Jahren erfand Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn das Ur-Fahrrad: die Draisine.

Das Bild zeigt eine Draisine, allerdings als Tandemdraisine. Zwei Leute drauf.

Wenig erwähnt wird, dass dieses Gerät kein Einzelrad war, sondern eine Tandemdraisine. Dieses historische Bild Zeigt Karl Freiherr von Drais (vorne) mit seinem Neffen Friedrich.

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,


„unser wichtigstes und aufregendstes Thema des Jahres 2016 war sicherlich, ob und wie wir auf unserem gepachteten Gelände im Pinneberger Industriegebiet bleiben können.“ Dieser Satz leitete wortwörtlich – mit entsprechender Jahreszahl – das Editorial der letztjährigen Jahrbuchausgabe ein. Er passt immer noch. Allerdings lässt sich zu diesem Zeitpunkt von sehr viel positiveren Ergebnissen und Aussichten berichten. So hat unser Vorsitzender Gregor sein Vorwort zuversichtlich „Es ist geschafft!“ überschrieben. Wir wünschen uns und ihm, dass er Recht behalten möge.


Noch ein Zitat aus der Einleitung zum letztjährigen Speichenspiegel: „Tourenmäßig lief alles wie gewohnt, offensichtlich so unspektakulär, dass sich niemand bemüßigt fühlte, einen Fahrtenbericht zu schreiben.“ Diese etwas versteckte Klage habe ich in anderer Form des Öfteren im Laufe des vergangenen Jahres mündlich vorgetragen, und siehe da, manchmal hilft Jammern: In vier Beiträgen wird aus ganz verschiedenen Perspektiven über unsere wichtigste Vereinstätigkeit berichtet.Wie in den letzten Jahren wird auch dieser Speichenspiegel durch Farbfotos (in der Mehrzahl von Jan) ergänzt und durch die Profi-Cartoons von Barbara aufgelockert und aufgewertet. Ganz herzlichen Dank dafür und überhaupt für alle, die Beiträge zu diesem Speichenspiegel erstellt haben.


Wünschen wir uns für dieses noch neue Jahr 2017, dass die positive Wendung und Entwicklung für die Sicherung unserer „Speichenheimat“ zu dem von uns gewünschten Abschluss kommt und dass wir zahlreich und gesund sicher schöne Touren fahren werden.



Euer Speichenspiegel-Team Detlev, Jan und Ulrike

Es ist geschafft


Ein Meilenstein in der Geschichte der WEISSEN SPEICHE

Die WEISSE SPEICHE Hamburg e.V. besteht mittlerweile mehr als 32 Jahre. Seit mehr als 25 Jahren hat der Verein seinen Standort in Pinneberg, Am Hafen. Der der Niederlassung zu Grunde liegende Pachtvertrag wurde stets problemlos um weitere 5 Jahre verlängert. Doch 2014 war damit auf einmal Schluss. Die Stadt wollte das Grundstück verkaufen, da es sich um Gewerbegebiet handelt, und unser Streifen auch als solches genutzt werden müsse.


Der Verein sollte räumen!

Nun ist es geschafft! Der Tandemclub WEISSE SPEICHE hat auf Dauer eine Heimat in Pinneberg, Am Hafen.

Nach Gesprächen mit der Pinneberger Bürgermeisterin entschlossen wir uns: Der Verein wird selbst als Käufer auftreten. Die Bürgermeisterin sowie der Chef der Liegenschaftsverwaltung willigten ein. Doch woher die beträchtliche Summe nehmen? Eine Spendenaktion innerhalb der Mitgliedschaft brachte nicht nur den weitaus größten Teil der Summe ein, sie zeigte auch die tiefe Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem Verein!


Doch dann geschah es: Der Finanzausschuss verweigerte seine Zustimmung, und der Hauptausschuss setzte vor diesem Hintergrund den Tagesordnungspunkt ab. Es folgte ein einjähriger Kampf. Wir wandten uns mit Schreiben an die Politiker und Behindertenbeauftragten, die von den Politikern ausnahmslos unbeantwortet blieben. Gesprächsangebote wurden nicht wahrgenommen. Die Behindertenbeauftragten arbeiteten die Angelegenheit bürokratisch sauber ab. Der Behindertenbeauftragte des Kreises Pinneberg erkundigte sich offenbar bei dem Finanzausschuss und teilte uns die bereits längst bekannte Auffassung des Finanzausschusses mit, dass es sich um Gewerbegebiet handle, solches knapp sei und als Gewerbegebiet genutzt werden müsse. Die Hamburger Inklusionsbeauftragte verwies die Angelegenheit an ihren in Kollegen in Kiel, den wir ohnehin auch angeschrieben hatten. Dieser erkundigte sich wohl bei seinem Kollegen in Pinneberg und sandte uns ein gleichlautendes Schreiben. Dem Leser bleibt es überlassen, sich ein Urteil über das aufopferungsvolle Engagement der Behindertenbeauftragten zu machen.



Doch im Frühling des Jahres kam Bewegung in die Angelegenheit. Es meldete sich Reinhard Töpler vom Seniorenbeirat. Dieter Tietz, der Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion, schlug sich auf unsere Seite. Der Kauf des Grundstücks durch die WEISSE SPEICHE wurde wieder auf die Tagesordnung der Ausschüsse gesetzt. Mit großer Spannung erwarteten wir die Ergebnisse der Sitzungen.


Nachdem der Sozial- sowie der Finanzausschuss den Kauf empfohlen hatten, stimmte der Hauptausschuss am 3. November 2016 zu. Der Weg war frei!


Der Tandemclub WEISSE SPEICHE hat auf Dauer eine Heimat in Pinneberg, Am Hafen gefunden.


Unser Dank gilt vor allem Reinhard Töpler und Dieter Tietz für ihre Unterstützung.


Gregor Scheithauer

Grundstück für die Weisse Speiche

Aus „Rosenblätter“, der Zeitschrift der SPD Pinneberg, Ausgabe November 2016


Seit 25 Jahren leistet der Verein Weiße Speiche wertvolle Integrationsarbeit in Pinneberg durch gemeinsames Tandemradfahren von Blinden, Sehgeschädigten und Sehenden.

Foto von der Hundertertour mit zwei Tandems

Sein Domizil hat der gemeinnützige Verein Am Hafen auf einem von der Stadt gepachteten kleinen Grundstück im Gewerbegebiet mit einer auf eigene Kosten errichteten Halle für die Tandemräder mit Werkstatt und Gemeinschaftsräumen. Der Verein möchte das Grundstück kaufen, um Sicherheit für die Fortsetzung seiner Arbeit zu haben. Der Kaufpreis wurde durch Spenden und Sponsoren aufgebracht, aber der Finanzausschuss der Stadt machte im vorigen Jahr nicht mit. Längerfristig sollte das Grundstück für Gewerbe genutzt werden.


Nach einem Appell des Seniorenbeirates hat sich die SPD-Fraktion für die Weiße Speiche stark gemacht und im Sozialausschuss, Finanzausschuss und Hauptausschuss beantragt, dem Kaufwunsch dieser sozialen Einrichtung zu entsprechen – mit Erfolg!



Mehrheitlich hat letztlich der Hauptausschuss Anfang November den Verkauf des Grundstückes an die Weiße Speiche beschlossen. Die CDU hielt den bis 2018 laufenden Pachtvertrag mit Verlängerungsoption bis 2021 für ausreichend und argumentierte, dass sich das Verkehrsaufkommen Am Hafen durch die Westumgehung und Erschließung des Ilo-Geländes erhöhen werde. Der Verein hält dagegen den Standort auch in Kenntnis der Verkehrsplanungen für ideal. Bernd Wülken, Vorsitzender der Weißen Speiche, zur Initiative der SPD-Fraktion: “Sie können sich gar nicht vorstellen, welche Freude diese Nachricht bei mir ausgelöst hat.”

Unsere Touren – gehabte und kommende

Liebe Sportsfreundinnen und -freunde, liebe Tandemgemeinschaft!


Die Tandemsaison 2016 ist wie im Fluge vergangen und alle angebotenen Touren, die Literatouren, Wochenend- und 100er-Touren sowie unsere obligatorische Tandemwoche, diesmal entlang der Neiße und Oder bis zum Stettiner Haff, haben wir bei überwiegend guter Beteiligung gemeistert. All denjenigen Aktiven gilt mein herzlicher Dank als Tourenwart, die zum Gelingen unserer Gemeinschaftsfahrten beigetragen haben. Dies sind: die Tourenleiterinnen und -leiter, die sich immer neue Routen haben einfallen lassen, das Schrauber- und Pflegeteam unserer Tandems, ohne das ein störungs- und pannenfreier Ablauf unserer Fahrten nicht möglich wäre, und nicht zuletzt auch unser Thomas, der uns immer alle heilen Tandems zum jeweiligen Startpunkt bringt und die defekten wieder zurück zur Halle. Ohne unsere bereitwilligen Pilotinnen und Piloten wären solche Gemeinschaftsfahrten für uns Hinterleute auf den Tandems nicht möglich. Noch einmal allen ein herzlicher Dank. In der Tandemsaison 2016 hatten wir 11 Wochenend-, 10 Litera- und 5 100er-Touren im Angebot. Die Wochenend- und 100er-Touren wurden neben Pinneberg von den verschiedensten Ausgangspunkten gestartet und waren zum Teil oneway- und auch Rundtouren. Auf unseren Literatouren war der Startpunkt immer unser Clubgelände in Pinneberg. Das hatte den enormen Vorteil, dass wir von fleißigen Kaffeekocherinnen und -kochern vor der Tour immer ein Schälchen Heeßen bekamen.


Auf zwei Touren am Wochenende durften wir Gäste der Buxtehuder Johanniter und der Commerzbank-Radsportgruppe sein. Die Lions Pinneberg hatten im Oktober ebenfalls eine Literatour für uns gesponsert. Den drei Organisationen darf ich auf diesem Wege unseren Dank für deren tollen Einsatz und Gastfreundschaft aussprechen.


Was sonst so gut wie nie vorkommt, dass Touren witterungsbedingt ausfallen, mussten wir in dieser Saison leider einmal am 25.06. erleben. Alle Tandemteilnehmerinnen und -teilnehmer hatten ihre Geräte pünktlich zum Start an unserer Halle am Hafen gerüstet und wir warteten nur noch auf das o.k. des letzten Gespanns, damit wir hätten starten können. Das Wetter sah zwar gemischt aus, aber wir waren alle frohen Mutes und sicher, dass wir starten würden. Wir standen noch auf dem Grundstück, und es ergoss sich ein Mordsgewitter über uns. Alle eilten in die noch offenstehende Halle um Schutz vorm Regen zu finden. Die Tandems blieben natürlich draußen im Regen – sollten sie sauber gespült werden?  Nachdem sich der Gewitterregen länger als zwei Stunden über uns mit Prasseln auf das Hallendach ergossen hatte, beschlossen wir, diese Tour erst gar nicht zu starten, da die Wege voraussichtlich fast unbefahrbar wären und wir keinen Spaß am Radfahren hätten. Uns wurde die Zeit in der Halle aber nicht lang, da Maike mit ihrem Pkw für uns ca. 30 Tandemfreunde Kuchen vom nahen Bäcker besorgte und Fritz als vortägiges Geburtstagskind diesen Kuchen auch noch sponserte, und die KaffeekocherInnen auch schon fleißig am Werk waren. So konnten wir gegen 11:30 Uhr nach Beendigung des Gewitters alle fast trocken und durch Kaffee- und Kuchen gestärkt den Heimweg ohne Radfahren antreten. Ich denke, so hat jede Tour ihre eigene Geschichte und man könnte viel darüber erzählen.


Die Tandemsaison 2017 naht, und wie Ihr aus dem Tourenplan für die kommende Saison erseht, findet das Anradeln am Samstag, dem 01.04.2017, statt. Damit wir wieder alle Touren durchführen können, benötigen wir natürlich auch entsprechende Tourenleitungen. Für die Wochenendtouren nehme ich gern Eure Leitungsmeldungen und Ina Seidel für die Literatouren an. Die entsprechenden Tel. Nummern von Ina, Anja und mir und das sonstige Anmeldeprocedere findet Ihr ja noch auf den nächsten Seiten. So wünschen wir Euch/uns eine aktive und abwechslungsreiche Tandemsaison 2017.



Der Vorstand,
Ina Seidel, „Literatouren“,
Anja Meister , Vertreterin „Wochenendtouren“
Ulli Staniullo – Tourenwart und Annahme der Wochenendtouren

Tourenplan

Die Tourenpläne werden im Speichenspiegel veröffentlicht. In der Online Version verweise ich lieber direkt auf die Terminlisten der Webseite.

Ein Jahr dabei – ich bleibe

Ich bin 68 Jahre alt, habe einen Sehrest von 5 % und bin seit knapp einem Jahr Mitglied im Tandemclub.



Schon lange war es mein Wunsch, einmal Tandem zu fahren. Endlich saß ich in der S-Bahn Richtung Pinneberg. Während der Fahrt kamen mir Zweifel, ob ich das auch alles meistern werde.


In Pinneberg angekommen, traf ich wie verabredet Mitglieder aus dem Tandemclub. Von nun an fühlte ich mich aufgenommen in der Gruppe.


Die gut organisierten Tandemfahrten führten durch die nähere Umgebung von Pinneberg. Anfangs empfand ich die Radtouren doch als sehr anstrengend. Ich wollte mich aber sportlich betätigen und habe die Strapazen auf mich genommen.

Mittlerweile macht das Tandemfahren Spaß. Ich lerne dabei die schöne Gegend um Pinneberg kennen und kann trotz eines Rückenleidens fast uneingeschränkt diesen Radsport ausüben. Mit vielen Radlern zusammen Sport zu treiben fällt mir wesentlich leichter.


Besonders schön ist es, wenn als Abschluss einer Tour sich alle zusammen in einer großen Runde versammeln. Dann tut nach einer langen Fahrt eine Tasse Kaffee und der selbst gebackene Kuchen gut und auch die Kurzgeschichten, die bei diesem geselligen Beisammensein vorgelesen werden.


Dieses ermöglichen die engagierten ehrenamtlichen Pilotinnen und Piloten. Eine so große Hilfsbereitschaft erfährt man sehr selten

Nächstes Jahr werde ich bestimmt wieder dabei sein.


Edith J.

Der Tandemclub dankt


Unser besonderer Dank gebührt dem Hamburger Spendenparlament, welches unseren Vereinszweck der sportlichen Förderung und gesellschaftlichen Integration von blinden und sehbehinderten Menschen fördert, indem es in den Jahren 2015 und 2016 die Kosten für unseren Begleitbus in Höhe von insgesamt EUR 5.000 übernommen hat.
Zeichnung von Barbara Hömberg. Vorderman sagt:

Geburtstage

Aus Datenschutzgründen wird die Geburtstagsliste nicht online veröffentlicht. Wenn du die Liste bekommen möchtest, musst du dich an die Redaktion des Speichenspiegels wenden.

Rudis Geburtstagstour oder wie Arne im Inselpark unbemerkt verschwand und in Winsen/Luhe wieder auftauchte

Zur Abwechslung traf sich der Tandemclub Weiße Speiche e.V. mal am Geburtstag von Rudi Gabler am 05. Juni 2016 im Alten Elbtunnel, der von 1907 bis 1911 erbaut wurde. Bei der dort bestehenden Spitzenakustik erhielt er sein einmaliges Geburtstagständchen direkt vor der Elbröhre, gesungen voll Inbrunst von ungefähr vierzig Tandem-Freundinnen und Freunden.


Auf besonderen Wunsch einer einzelnen Dame, Anja Meister, erzählte uns Bernd Wülfken an diesem unterirdischen Ort die Liebesgeschichte vom Architekten Otto Stockhausen und seiner Braut, der Pfarrerstochter Elisabeth Banten, welche ich in etwas abgewandelter Weise hier kurz wiedergebe. Beide sind sie abgebildet auf einer Kachel oberhalb der Röhre auf der Nordseite.

Foto von einer Wandskulptur im Alten Elbtunnel. Zwei personen reichen sich die Hand.

Die Abbildung zeigt, wie die zwei augenscheinlich in einem Tunnel kauern und sich über einen großen Berg hinweg, der den Tunnel fast ausfüllt, die Hände reichen. Für den zu Baubeginn erst 29-jährigen Stockhausen waren die Arbeiten am 427 Meter langen Tunnel von vier Metern Durchmesser äußerst gefährlich. Deshalb wurde die Hochzeit immer wieder aufgeschoben, denn er wollte seine Braut nicht zur jungen Witwe machen. Und so symbolisiert der Berg, der Stockhausen und seine Braut trennt, den Berg von Sorgen und Arbeit, der zwischen ihnen stand. Warum die beiden in einem Tunnel kauern, ist unschwer zu erraten. Doch über dem Berg von Arbeit und unter der Tunneldecke reichten sie sich dann doch noch die Hände. Und sie heirateten auch, kaum dass der Tunnelbau vollendet war. Die Liebesgeschichte endete tragisch. Nur drei Jahre nach der Eheschließung fiel Otto Stockhausen 1914 im ersten Weltkrieg. Gleichwohl gibt sie dem Tunnel irgendwie etwas Romantisches. Vor allem wenn man bedenkt, wie viele Liebespaare bis heute hier durchfahren.

Wir glaubten, dieser Eindruck wäre nicht mehr zu toppen, bis wir nach einem kurzen Fußmarsch durch den Tunnel auf die südliche Seite der Elbe gelangten und dort oberirdisch von der grandiosen, majestätischen, weißen Queen Mary II. begrüßt wurden. Diese lag im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Trockenen, im Dock 10 von Blohm und Voss, um sich einer Generalüberholung bzw. Verjüngungskur zu unterziehen. Nun, wir waren nicht ausschließlich zum Bewundern der Queen unterwegs, sondern hatten vor, die Tandems noch ein wenig zu bewegen. Bevor dies geschah, ging Anja, Partnerin vom Tourenleiter Jan Klijn, mit ihrer obligatorischen Riesenbox „Haribo Colorados“ herum, damit sich jeder stärken und die Freude auf die Tour hierdurch angekurbelt werden konnte.In Steinwerder stand Thomas freundlich lächelnd, der die Tandems mittels Begleitbus und Anhänger hierher transportiert hatte. Von hier aus startete der Ausflug mit einer wunderschönen Streckenführung über mehrere Brücken, neben hohen Containern entlang, durch den Industriehafen, um dann auf die Insel Wilhelmsburg zu wechseln. Am Reiherstieg vorbei durch den neuen Wilhelmsburger Inselpark, dem vormaligen Internationalen Gartenschaugelände. Bei der Schwimmhalle von Bäderland wurde eine erste Pause zur WC-Nutzung eingelegt, bevor es weiter durch den Inselpark ging, vorüber an Basketballhalle, Kletterwänden sowie bunten Kleingärten. Ja, und da passierte es!



Arne fuhr rechts ran auf den Rasen, mit der Bemerkung, dass er einen Defekt am Einzelfahrrad hätte und nachschauen wollte, was genau der Grund sei. Unmittelbar hatte ich meine Pilotin beim Vorbeifahren gefragt, warum die Gruppe nicht anhalten würde, wenn jemand eine Panne hat? Sie meinte: „Keine Ahnung, hat sich anscheinend schon erledigt!“. Nö – hatte sich eben nicht erledigt, wie sich viel später herausstellen sollte. An Arne als Einzelfahrer fuhren sämtliche Tandemgespanne vorbei, selbst das Besentandem, welches die Nachhut mit Funkverbindung zum Tourenleitergespann bildet, fiel Arne mit Einzelfahrrad neben der Strecke nicht auf. Vermutlich weil er kein Tandemfahrrad hatte, also konnte es keiner von unserer Gruppe sein! So verschwand Arne vom Radar, ohne dass anscheinend irgendjemandem außer mir seine Panne aufgefallen war.


Die Tandemtruppe fuhr unbehelligt weiter entlang der Alten Wilhelmsburger Reichsstraße um schließlich, über die Alte Harburger Elbbrücke, die Wilhelmsburger Elbinsel zu verlassen und die Süderelbe zu queren. Vorbei am Harburger Hafen, der an diesem Wochenende sein Binnenhafenfest feierte, passierten wir Neuland, Großmoor und fuhren bei Meckelfeld über Missvergnügen bereitendes Kopfsteinpflaster unter der A1 hindurch weiter Richtung Maschen. Wir radelten um dem „See im großen Moor“ herum und konnten uns am quirligen Freizeitleben mit Paddelbooten auf dem Wasser, Schwimmenden im See und sich in der Sonne aalenden großen und kleinen Menschen erheitern.


Nach 31 Km, ungefähr bei der Ortschaft Hörsten, sah ich ein erstes Hinweisschild, dass es nur noch 10 km bis Winsen/Luhe waren. So wie ich Jan kenne, würden es noch mal ca. 29 Km werden. Versprochen hatte er uns das Tagespensum von 60 km. Die Kunst, Zickzack-Wege zu finden, dieses Mal nach Winsen, gehört auch zu den Talenten einer Tourenleitung. Oder sind es in Wirklichkeit uns gegenüber verheimlichte Verirrungen? Weiter ging es zunächst längs der Seeve durch das Naturschutzgebiet „Untere Seeveniederung“, bis wir uns wieder dem Elbdeich näherten. Dort in der Nähe stand Thomas mit dem Begleitbus und schien zu schlafen.


Auch wir brauchten jetzt unsere Mittagspause und machten diese im Ashauser Mühlengraben zwischen der Elbe und dem Dorf Stelle bei 31°Celsius im Schatten. Wegen der brütenden Hitze blieben fast alle am Boden und suchten Schutz vor der Sonne anstatt den Deich zu erklimmen, um von dort ins Land zu schauen. Nun fiel auch mal jemandem auf, dass Arne nicht mehr bei der Clique war. Die dann einsetzende kurze mündliche Recherche innerhalb unserer Gruppe ergab, dass ich ihn zuletzt bei einer Panne an seinem Rad im Inselpark gesehen hatte. Dies beruhigte Jan, der glaubte, dass sich Arne wohl citynah selbst geholfen haben könnte. So, so!


Es half ja nix, Winsen war gemäß Karte in der Nähe, doch Jan führte uns auf einen mindestens 10 km Endspurt-Parcours vorerst durch den zugeparkten Ort Ashausen. Hier fand ein Straßenflohmarkt statt. Im Vorbeiradeln konnten wir das eine oder andere interessante Accessoire am Straßenrand wahrnehmen und uns darüber amüsieren. Danach durch Grevelau fahrend, mit Umweg über Scharnbeck mit dem idyllischen Vorörtchen Roydorf, erreichte unser Verein schließlich Winsen an der Luhe und hielt in der Nähe des Bahnhofes. Nach dem Verladen der Tandems ging es rüber zur wunderbaren Bahnhofsgastronomie „Coopers Restaurant & Bar“ mit Außenbereich. Dort gab es mehrere Überraschungen: Beispielsweise ein leckeres Hefeweizen für den Geburtstag feiernden Rudi, Eiscreme und Burger für andere - und dann war plötzlich Arne wieder unter uns!!!


Was war geschehen, er ward doch nimmer gesehen! Nach seinem kleinen Fahrradmalheur im Inselpark und der Regulierung desselben, war Arne auf eigene Faust und direktem Weg bis nach Winsen gefahren. Dort war er bereits um 12.30 Uhr eingetroffen und hat die örtlichen Eiscafes rauf und runter getestet. Nebenbei hatte er ständig auf den größeren Geräuschpegel unserer Tandemschar gewartet. Er hielt auch nach Thomas mit dem Begleitbus Ausschau, doch der parkte auf der westlichen Seite des Bahnhofes und Arne hielt sich auf der östlichen Seite auf.


Nun gut, irgendwann, gegen 16 Uhr näherte sich endlich die von Arne sehnsüchtig erwartete Geräuschkulisse der zu Fuß gehenden, sich laut unterhaltenden Tandemgruppe. Die Fahrräder waren gemeinschaftlich aufgeladen und Thomas war auf den Weg nach Pinneberg. Arne vernahm uns, gesellte sich zu uns, lachte als wäre er die ganze Zeit mit uns geradelt. Chapeau Arne, dass du der Gruppe entgegengefahren warst, anstatt allein nach Hamburg zurückzukehren! Obendrein hast du dein Erlebnis mit humorvollen Erzählungen gespickt über das Wie-und-wo-entlang-fahren-bis-nach-Winsen. Schlussendlich war deine Freude groß, uns wieder gefunden zu haben.


Im Schatten des Bahnhofsrestaurants sitzend, war es insgesamt ein wunderbarer süßer, pikanter, schmackhafter und lustiger Abschluss einer heiteren sowie erlebnisreichen Tandem-Tour. In nur 20 Minuten fuhren wir mit dem Metronom am Ende des Tages zum Hauptbahnhof zurück. Mit Jan und Anja als Tourenleitergespann hatten wir auf der Hinfahrt hierfür 5 sportliche Stunden gebraucht, für die ich mich, stellvertretend für alle, die dabei waren, herzlich bedanke.


Martina F.


Anmerkung von Jan Klijn: Martina, wie kannst du in deinem Artikel behaupten, die von uns geleitete Tour enthielte Umwege? Der aufgezeichnete GPS-Track im Bild unten zeigt eindeutig, dass wir Winsen schnurgerade angesteuert haben.

Das Bild zeigt eine Karte von der Umgebung von Winsen. Eine Route ist deutlich eingemalt, allerdings überhaupt eine gerade Strecke, sondern ziemlich chaotisch und mit Umwegen.

Weiße Speiche auf Wanderschaft...

Cartoon von einer Gruppe Wanderer. Vorne ein Schild

(Aus "Augenblick Mal", Ausgabe Juni/Juli 2016 des Blinden- und Sehbehindertenvereins Hamburg e.V., BSVH)

Umschlag vom Magazin
Foto aus

Serie Inklusion, Teil 3: Der Tandem-Club Weiße Speiche e.V. – ein Vorreiter der Inklusion


Erfreulicherweise gibt es eine Vielzahl an interessanten Sportarten, die von Menschen mit Sehschädigung ausgeübt werden können, teilweise sogar auf Leistungssportebene. Das Spektrum reicht vom heute so populären Showdown über Torball, Fußball, diverse leichtathletische Disziplinen bis hin zu Wintersportarten wie Abfahrtslauf oder Biathlon. In den allermeisten Fällen handelt es sich allerdings um Disziplinen, die eigens für die Bedürfnisse blinder oder sehbehinderter Menschen entwickelt oder angepasst wurden. Eine gemeinsame Sportausübung mit sehenden PartnerInnen oder GegnerInnen ist im allgemeinen nicht möglich oder nicht vorgesehen, es sei denn, der/die sehende SportlerIn übernimmt durch Anlegen einer Augenbinde das Handicap.


Inklusion, ein Ausdruck, der auch von Politikern gern in Sonntagsreden bemüht wird, ist das nun wirklich nicht. Unter inklusiver Sportausübung verstehe ich Disziplinen, bei denen es eigentlich nicht darauf ankommt, ob ein/e SportlerIn ein Handicap hat oder nicht. Auf Anhieb fallen mir nur zwei Sportarten ein, bei denen dies im Hinblick auf Sehschädigungen der Fall ist: Rudern im Mannschaftsboot und Radfahren auf dem Tandem. Nachdem über den Rudersport an dieser Stelle schon ausführlich berichtet wurde, möchte ich im Folgenden das Tandemfahren vorstellen.


Vor gut dreißig Jahren hat sich ein Häuflein blinder, sehbehinderter und sehender Fahrradbegeisterter gefunden und den Tandem-Club Weiße Speiche Hamburg e.V. gegründet, der mittlerweile auf rund 120 Mitglieder angewachsen ist und damit der größte Verein dieser Art in Deutschland ist. Unser Verein ist vom BSVH unabhängig. Durch die Doppelmitgliedschaft der meisten unserer sehgeschädigten Mitglieder gibt es allerdings Berührungspunkte. Wurde die Weiße Speiche von einigen BSVH-Offiziellen anfangs noch als Konkurrenzveranstaltung wahrgenommen, hat sich in neuerer Zeit erfreulicherweise eine Partnerschaft entwickelt, in der der Tandemclub als Ergänzung des Angebots für sehgeschädigte Menschen betrachtet wird.


Die Weiße Speiche macht Breitensport und veranstaltet unter anderem in jeder Saison rund 20 Touren von 40 bis 60 km Länge in Hamburgs Umgebung. Was für einen Gelegenheitsradler eine gewaltige Strecke ist, relativiert sich auf dem Tandem. Wenn ein sehgeschädigter und ein sehender Mensch gemeinsam aufs Tandem steigen, so ist das Handicap des einen lediglich für die Platzwahl entscheidend. Alles andere geschieht absolut gleichberechtigt. Gemeinsam ringt man seinem Körper Leistung ab und genießt die Natur. Vor allem aber tauscht man sich aus über das Wahrgenommene. Ist es bei dem einen der Anblick der Landschaft, so kann der andere über den Gesang der Vögel oder den Duft der Blumen berichten. Das Erlebnis wird ein gemeinsames. In der Gründungszeit des Vereins sprach man allgemein von Integration. Niemand – auch wir nicht – wusste etwas von Inklusion, doch haben wir sie von Anfang an praktiziert.


In Pinneberg besitzen wir seit 25 Jahren ein kleines Pachtgelände. Hier ist unser Fuhrpark, bestehend aus 40 vereinseigenen Tandems und 2 Pkw-Anhängern, untergebracht. Und hier werden auch die Tandems durch ehrenamtlichen Einsatz unserer Mitglieder – sehend oder sehgeschädigt – gewartet und repariert. Nicht nur gearbeitet wird hier, sondern auch gefeiert. Ein Vereinsheim aus Containern mit Küche und sanitären Einrichtungen gibt uns den notwendigen Rahmen.


An dieser Stelle kommt ein Wermutstropfen in die Geschichte. Die Pinneberger Kommunalpolitik glaubt, das Gelände für Gewerbezwecke gewinnbringender verwerten zu können und möchte uns loswerden. Doch im festen Vertrauen darauf, dass auch Politikern die wahre Bedeutung der Inklusion irgendwann einleuchten wird, werden wir nicht kampflos gehen. Wir erfahren von vielen Seiten Unterstützung und hoffen, dass auch unser großer Partner BSVH uns behilflich sein kann.


Sollten auch Sie Lust bekommen haben, einmal aufs Tandem zu steigen, so sind Sie uns herzlich willkommen. Nutzen Sie unsere Internetseite www.tandemclub.de oder melden Sie sich gleich telefonisch bei unserem Tourenwart Ulli Staniullo unter Tel.: (040) 831 64 01.


Bernd Wülfken
2. Vorsitzender des Tandem-Clubs Weiße Speiche Hamburg e.V.

Regen, Schnee, Hagel, Kälte... und ein Blatt Papier

„Mist! Und wir leiten diese Tour!“ war mein erster Gedanke, als ich am 24. April wach wurde. Anja und ich hatten Ulli angeboten, genau an diesem gottverdammten Tag genau diese Tour zu leiten. Das war ein großer Fehler. Warum hat sich kein anderer Tourenleiter vorher gemeldet? Aber es isso wie essis! …und nun auch noch Schnee.



Bereits 2 Wochen vorher wurden die Wetternachrichten immer düsterer, aber das nimmt dann ja noch keiner so ernst. Ist schließlich noch lange hin. Aber dann am Abend des 23. Aprils wurde uns endgültig klar: Das da morgen wird unsere Tour und eine echt bitterkalte Herausforderung, die uns da bevorsteht! Der Wetterfrosch im Fernsehen sprach von Temperaturen um die 2°C morgens und milde 7°C mittags, nun ja, immerhin. Okay, „milde“ kam in seinem Wortschatz nicht vor, aber wenn man es in Relation betrachtet. Wie auch immer. Jedenfalls mittags 7°C, dazu ein ziemlich starker Wind, geschmückt mit Regen-, Schnee- und Hagelschauern. Jawohl. Deshalb mein Gedanke „Mist! Und wir leiten diese Tour!“ am frühen Morgen. Das konnte ja noch heiter werden (um beim Wetter zu bleiben).

Würden die anderen Tourenteilnehmer ähnlich negative Gedanken haben wie ich? Die Frage kam mir unter der Dusche ganz spontan. Und genau so spontan war die Idee geboren: ein Fragebogen muss her! Also: Wasser aus, schnell abgetrocknet und zum Rechner gerannt, einen Fragenbogen getippt und gedruckt. Anja half gut mit. Diesen Fragebogen haben wir zum Ende der Tour verteilt: Es gab ganze 22 Rückmeldungen und die Ergebnisse sind Teil dieses Artikels. Aber erst einmal zur Tour, die uns gedanklich so beschäftigt hat.

Symbolfoto Handschuhe.

Vorweg genommen: Es kam nicht so schlimm, wie wir an dem Morgen befürchtet hatten. Bevor wir das Haus verließen, hat Anja mich zwar ausgelacht, weil ich aussah wie ein Schlumpf und nicht wie ein Radsportler. Aber auch wenn es mir schwer fiel, ich wollte ja nicht in erster Linie gut aussehen, sondern vor allem warm und trocken bleiben. Beim Start am Niendorfer Markt war es eigentlich nur kalt. Dummerweise fing es nach 5 Kilometern schon an zu schneien. Das sonst so übliche Geplapper innerhalb der Gruppe verstummte. Die Leute wurden immer leiser, denn vermutlich hegten sie die gleichen Gedanken wie ich. Ich konnte sie fast denken hören: Warum habe ich meine dicken Handschuhe nicht an? Warum habe ich außer Thermo-Shirt, T-Shirt, Pulli und dicker Winterjacke nicht noch 5 extra Lagen Kleidung an? Können wir die Tour nicht kürzen oder abbrechen??? Aber nichts da: Das wäre nicht die Weiße Speiche. Und zum Glück wurde es um die Mittagszeit trocken und es brach sogar die Sonne durch. Wir waren auf dem besten Wege zu den angekündigten 7°C. Und mit diesen 7°C brach zum Glück auch die Stille in der Gruppe.

Symbolfoto Shawl

Nach der Mittagspause ging es in einer gelösten Stimmung weiter. Anja und ich mussten beim schönen Lentföhrden entscheiden, ob wir die Tour nun wirklich abkürzen und direkt das Ziel Kaltenkirchen ansteuern wollten, oder an der 10 Kilometer längeren und auch zuvor geplanten Strecke festhalten sollten. Die Leute hatten sich noch immer nicht wirklich warm gestrampelt. Auch durften wir nicht vergessen, dass die Heimfahrt aufgrund von Schienenersatzverkehr zwischen Henstedt-Ulzburg und Quickborn umständlicher war und sicherlich auch länger dauern würde. Da ist es eigentlich besser, nicht zu spät in Kaltenkirchen anzukommen. Aber es wurde doch immer sonniger und wärmer, da wäre es doch schön, weiter zu radeln. Bloß war da auch diese große, große und sehr, sehr dunkle Wolke, die nördlich von uns und ziemlich genau über der geplanten Strecke hing und offensichtlich einiges an fieser Feuchtigkeit fallen ließ. Sie machte uns Sorgen. Damit war es entschieden: Wir würden die Abkürzung fahren. Und das schnell! Wieder zum Glück. Denn kurz nachdem wir die Tandems in Kaltenkirchen auf den Anhänger geladen hatten und in der AKN saßen, hat es geschneit und gehagelt, und zwar nicht zu wenig.

So, das war der Tourenbericht. Nun die Auswertung der Fragenbögen. Ich beschränke mich darauf, die wichtigsten und / oder lustigsten Ergebnisse zusammenzufassen.

Beispiel eines ausgefüllten Fragebogens.

Die Eingangsfrage war natürlich „Was war beim Aufstehen dein erster Gedanke über die Tour heute?“ Hier eine Auswahl der Antworten:


„Wie viele Zwiebelschalen brauche ich?“ (Arno)


„Schaffe ich das heute? Ich fühle mich krank.“ (Andrej, er hat’s geschafft)


„Recht frisch heute.“ (Bernd)„Die Sonne scheint. Wie schön!“ (Eva, ähnliche Texte von weiteren Teilnehmern, es war am frühen Morgen tatsächlich sonnig).


„April, April, April… April: Ward hüt moken, wat he will“ (Manfred)


Die zweite Frage lautete “Wie hoch war deine Gefühlstemperatur während der Tour [in °C]?” Als Antwort gab es einige unterschiedlichen Gruppen. Etwa acht Teilnehmer, die Zahlen zwischen -5°C und +2°C gewählt hatten. Dann drei Warmblütige, die 37°C angaben, sowie ein kranker (nicht Andrej), der 40°C angab. Schließlich einer, der beim absoluten Nullpunkt von -273°C war. Sonst so: „Schwankend“ (Elke), „Am Ende Betriebstemperatur erreicht“ (Hans).Als nächstes wurde abgefragt, ob der Teilnehmer irgendwann während der Tour bereut hat sich angemeldet zu haben. Der Teilnehmer hatte eine umfangreiche Auswahl von vorgegebenen Antworten wie „Nein“, „Nein“, „Nein“ und „Ja: wann und warum?“. Die Frage „wann und warum“ beantworten ist natürlich lästig. Entsprechend haben alle (außer mir) „Nein“ angekreuzt, viele sogar alle gleich drei „Nein“. Einige Zusatzbemerkungen waren: „Aufgestanden war ich ja schon.“ (Anke) und „Weil ich mich sportlich austoben wollte.“ (Jens).


Klar, die Frage „Fürs Wetter ist die Tourenleitung zuständig: ja / nein“ war natürlich auch dabei. Fünfzehn haben die Frage mit „Ja“ beantwortet. Teilweise mit Zusatz „Wer sonst? (Joachim, Manfred) oder „Natürlich“ bzw. „100%“ (Ulli, Elke, Horst-Dieter). Nur sieben sagten „Nein“. Wunderbar: klares Ergebnis.


Dann die Frage nach dem Gesamteindruck der Tour. Ich hatte die Antworten wieder vorgegeben, aus denen gewählt werden durfte. Das Ergebnis:

 

  • Schön - 7 Teilnehmer
  • Toll - 9 Teilnehmer
  • Erfrischend - 14 Teilnehmer
  • Gemütlich - 4 Teilnehmer
  • Romantisch - 4 Teilnehmer
  • Klasse - 9 Teilnehmer
  • Idyllisch - 5 Teilnehmer
  • Reizend - 7 Teilnehmer


Die Tour war also ein voller Erfolg! Schön! Allerdings waren vier Personen so frech, die Auswahl handschriftlich zu erweitern: „zu langsam“ (Fritz), „kalt“ (Arne), „zu kurz“ (Eva) oder „durchwachsen“ (Anke). Diese Erweiterungen kann ich selbstverständlich nicht berücksichtigen, um die Aussagekraft der Statistik nicht zu untergraben.

Bleibt schließlich die letzte Frage: „Den besten Spruch, den du heute gehört hast.“ Viele gaben so einen Quatsch über „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung.“ an. Der Spruch stimmt natürlich nicht! Am besten radelt man objektiv betrachtet bei mindestens 35°C in der prallen Sonne und sicherlich nicht bei 0°C im Schnee und Hagel. Aber hier die besten Sprüche:


„Zum Eisbein fehlt das Sauerkraut.“ (Arno, Sprecher unbekannt).


„Das Beste kam am Schluss. Tandemtour ohne Regenguss.“ (Hans, Sprecher unbekannt).


„Anja, was treibt dich heute so?!“ (Ulli zu Anja über Funk).


„Jede Zelle muss genährt werden.“ (Christl, Rudolf hat einen großen Pott mit Nudelsalat dabei und ließ es sich gut schmecken).

Symbolfoto einer Mütze.

„Das passt ja zu unserem Namen Weiße Speiche.“ (Eva, beim Graupelschauer, Sprecher unbekannt).„Gib mir mal die Sonnencreme!“ (Joachim, Sprecher unbekannt).


„Ich bitte ‚danke‘ sagen zu dürfen.“ (Manfred, Spruch kommt von Wolfgang, als Anja Süßigkeiten anbot).


Der beste Spruch, den ich gehört habe, kam ganz zum Schluss…und das noch nicht einmal von einem von uns: Anja und ich waren ja auf unserem eigenen Tandem unterwegs. Das können wir problemlos in der AKN oder S-Bahn mitnehmen. Nun gab aber in Henstedt-Ulzburg nur den Schienenersatzbus. Uns war klar, dass wir das Stück Henstedt-Ulzburg bis Quickborn radeln müssen, da wir mit dem Rad natürlich nicht in den Bus dürfen. Nur hatten wir beide so gar keine Lust, nach Quickborn zu radeln. Spaßeshalber habe ich dann den Busfahrer gefragt, ob er das Tandem mitnimmt. Die Antwort: „Probieren Sie es doch mal bei der zweiten Tür.“ Ich bekam nur ein verdutztes „O.k.“ heraus. Es passte in der Tat. Ein paar Minuten später gab es den vorher erwähnten langen und heftigen Hagel- und Schneeschauer aus dieser großen, großen und sehr, sehr dunklen Wolke.

Jan Klijn
Text durch Anja Meister redigiert

Dank an Ulli und Anja für die ausführliche Unterstützung sowie an alle, die den Fragebogen ausgefüllt haben.

Für das Wetter ist die Tourenleitung zuständig

Tortendiagram. 68% sagt

Radtour an Neiße und Oder

Ein Bericht von Klaus K.


Ende Mai 2016 war es mal wieder soweit: Wir starten mit 5 Gespannen und einem Begleitfahrzeug für Gepäck und Ersatzräder zu unserer schon traditionellen Sommertour.


Geführt und wieder einmal vorbildlich vorbereitet von Maike fahren wir diesmal im äußersten Osten entlang der deutsch-polnischen Grenze bis zur Odermündung. Unsere Tour führt uns über mehr als 534 km bis ins Oderhaff und endet im Brandenburgischen Anklam. Im Begleitfahrzeug war Volker wieder mit seiner Frau Renate dabei. Diesen Service haben wir im weiteren Verlauf noch mehr als ohnehin erwartet schätzen gelernt.


Nachdem wir am Sonntag, 29. Mai, mit der Bahn nach Zittau in der Oberlausitz gefahren waren, unserem ersten Übernachtungsort, und dort Volker mit den Rädern getroffen hatten, war noch Zeit für einen Rundgang durch die Stadt. Diese ist im Spätmittelalter durch Tuchhandel und Leineweberei zu Bedeutung und Wohlstand gelangt. Zittau liegt im Dreiländereck zu Polen und Tschechien am Oberlauf der Neiße, die hier nach ihrem Ursprung im Isergebirge bereits 60 km hinter sich hat. Wir erleben die Stadt als sehr geräumig, mit prächtiger Altstadt, aber am Sonntagnachmittag mit wenig Menschen.


Am Montag nach Görlitz. Schöne Fahrt entlang der Neiße, die manchmal schon ordentlich plätschert. Hier genießen wir auch unser erstes Vogelkonzert. In flotter Fahrt kommen wir voran, unterbrochen durch einen Abstecher ins historische Kloster St. Marienthal. In Görlitz dann gibt es eine ausführliche Führung durch die Altstadt, die ja mittlerweile auch bei uns berühmt ist. Die Gastronomie nutzen wir allerdings nicht, weil wir auf Empfehlung auf der polnischen Seite essen wollen. Das haben wir nicht bereut: Das Essen war deftig und gut, dabei preiswert.


Wir bleiben weiter an der Neiße. In Bad Muskau ist der riesige Park des Fürsten Pückler bemerkenswert, der sich auf beiden Seiten der Grenze erstreckt. Er wird von Polen und Deutschland gemeinschaftlich unterhalten.


In der folgenden Nacht überfällt uns ein Magen-Darm-Infekt, der in der Folgezeit mehr oder weniger alle Teilnehmer heimsucht und uns zu Gespannumstellungen zwingt. Hier bewährt sich unser Begleitfahrzeug als „Krankentransport“ doch sehr. Wir halten aber durch, obwohl ausgerechnet jetzt die beiden längsten Etappen mit 65 bzw. 73 km zu bewältigen sind. Unsere Unternehmungslust bleibt trotz allem erhalten, so dass wir nochmals nach Polen zum Essen gehen und zwar in Gubin (Guben).


Über die Neißemündung nach Frankfurt. Unterwegs ein gewaltiger Braunkohle-Tagebau. Mondlandschaft, soweit das Auge reicht. In der Ferne immer mal mächtige Bagger. Später anstrengende Fahrt durch Eisenhüttenstadt. Typische Reißbrett-Stadt mit damals modernstem Industrie- und Wohnstandard.


Am Abend Gang durch Frankfurt. Inzwischen ist es sehr heiß geworden. Glücklicherweise sind es nach Küstrin nur 37 Km. Hier sind wir im Oderbruch und haben Nachtquartier in urigem Fischerhaus namens „Kuhmühle“ mit Abendbrot und Frühstück in einem ausgeräumten alten Boot. Es gibt Räucherfisch und fette Wurst. Geschlafen wird in Doppelstockbetten! Abends für Unentwegte Ausflug in die Wartheniederung. Ausgedehntes Natur- und Vogelschutzgebiet.


Die Fahrt nach Oderberg am Samstag lassen wir wegen der frühen Hitze gemächlich angehen und freuen uns nach nur 13 km über einen Badesee. Überhaupt nehmen wir jede Gelegenheit zu einer Pause gern wahr. Ein Töpfermarkt am Weg sowie ein bekanntes Kolonistendorf kommen da gerade recht. Viel Kuchen und Eis in ehemaliger Schule. Oderberg beeindruckt durch schöne alte Häuser, leider auch mit viel Leerstand.


Sonntags nach Gartz. Hier genießen wir abends Grützwurst satt. Wir denken, wir haben es uns verdient. Immer noch an der alten Oder mit Lastverkehr auf dem Fluss und wunderschöner Landschaft. Auch hier zeigt sich wie an vielen anderen Abschnitten der Tour die Singvogelwelt von ihrer besten Seite. Nachtigallen ohne Zahl! Mehrere Male der Pirol, den man in Hamburg kaum hören kann.


Bald nach Gartz schwenkt die Oder vollständig nach Polen hinüber. Der Radweg soll sehr viel schlechter werden, so dass wir auf den Oder-Neiße-Radweg abbiegen. Wunderbar fahren wir über Wald und Feld nach Löcknitz am See, wo wir das gemütliche Hotel beziehen. Komfortable Badestelle. Hier kann man sich einen längeren Urlaub vorstellen. Dann nach Ueckermünde am Oderhaff gegenüber Usedom. Wir wohnen in einem modernen Feriendorf mit etwas längerem Fußweg zum Abendessen.


Am Mittwoch, unserem letzten Tourentag, haben wir noch eine recht beschwerliche 38-km-Fahrt nach Anklam, unserem Endpunkt. Die Geräte und vor allem die Knochen sind heil geblieben, ganz zu schweigen von der guten Laune, die uns überhaupt nie verlassen hat.

Wieder einmal eine ganz tolle Tour, für die ich für uns alle Maike sehr danke. Sie hat immer, auch bei Widrigkeiten, große Umsicht, aber auch unerschöpfliche Freundlichkeit bewiesen, was ja bei einer Truppe von 12 Leuten schon was heißen will. Und dabei können wir den enormen Aufwand für die Vorbereitung gar nicht ausreichend ermessen und würdigen.



Aber auch Volker und Renate gebührt besonderer Dank! Immer erreichbar und einsatzbereit zu sein, ist auch auf vier Rädern eine beachtliche Leistung. Vielen Dank auch an Euch. Dabei habe ich gar nicht erwähnt, dass die beiden die einzigen waren, die in ein veritables Gewitter geraten sind. Wir anderen sind ohne Unwetter, ja fast ohne Regen davongekommen.

Aufruf an unsere Leser



Wir freuen uns sehr, dass so viele von euch für dieses Heft geschrieben haben. Wir bitten auch um zahlreiche Beiträge für das nächste Heft. Es ist einigen bestimmt aufgefallen, dass wir dieses Jahr weniger Fotos zeigen. Das liegt daran, dass wir nur wenige haben. Deshalb die Bitte: Macht gern Bilder und schickt die uns. Allerdings nur Bilder mit einigermaßen gelungener Komposition, in guter Auflösung und Kontrast und weder verwackelt noch verschwommen. Wir freuen uns auf eure Artikel und Fotos. Lasst sie Detlev bitte bis zum 1. Dezember 2017 zukommen.

Auf Fahrrad-Tour mit anderen Augen

Aus dem „Niendorfer Wochenblatt“ vom 4. Juni 2016. Der Text steht nicht mehr online im Original zur Verfügung, deshalb können wir nicht auf den Text verweisen und wird er hier präsentiert.


Tandemclub bringt bei Ausflügen in und rundum Hamburg Sehbehinderte und Blinde zusammen

Tandemclub bringt bei Ausflügen in und rundum Hamburg Sehbehinderte und Blinde zusammen

Egal ob Sturm, Regen oder Hagel - einem leidenschaftlichen Radsportler macht das nichts aus. Alle drei Wochen geht der Verein „Weiße Speiche“ auf große Tandem-Tour, ganz normal und doch anders: Denn dabei radeln 17 Sehbehinderte und 17 Sehende im Team. Im April wurde in Niendorf gestartet.

Ulli, der eigentlich Ernst-Ullrich Staniullo heißt, teilt auf jeder Tour die Gespanne ein. Er ist Tourenwart des Hamburger Clubs „Weiße Speiche“, ein Verein, der Sehende und Blinde zusammen aufs Tandem bringt.


Vorne hat der Steuermann oder die Steuerfrau alles im Blick, hinter ihm sitzt der sehbehinderte Partner. In die Pedale treten beide gemeinsam. „Ich mag die Bewegung an der frischen Luft und die Kommunikation“, so Ulli. Der 69-Jährige kann nur noch schemenhaft sehen. Das hindert ihn aber nicht daran, immer wieder Teams zusammenzubringen, die sich kennenlernen, austauschen und ergänzen sollen. „So entstehen bei jeder Tour neue Begegnungen und andere Gespräche“, sagt Jürgen Sülter, der wie der Lokstedter Arno Sauer als Steuermann im Einsatz ist. Organisiert werden die Fahrten von den Mitgliedern, die aus ganz Hamburg kommen.

Für die Tour im April hat Jan Klijn mit seiner sehbehinderten Frau Anja Meister die Route ab Niendorf geplant. „Wir fahren über die Wendlohstraße Richtung Bönningstedt, dann weiter über Hasloh nach Hemdingen, Heede und von da aus über eine etwas holprigen Weg in das schöne Dorf Lentförden und weiter bis Kaltenkirchen.“ Zurück geht die Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ein VW-Bus der Johanniter begleitet die Truppe in Funkweite: auf dessen Anhänger haben gut 30 Tandems Platz, im Wagen auch müde oder verletzte Radler. Thomas V. [Webmaster: Nachname gekürzt]: „Ich bin seit Gründung des Clubs ehrenamtlich dabei. Das Fahren mit dem Riesenanhänger will geübt sein“, erklärt er nicht ohne Stolz. Vor 30 Jahre wurde der Verein nach einem Frankfurter Vorbild von Jasper V. [Webmaster: Nachname gekürzt], dem bekannten Schauspiegel des Ohnsorg-Theaters, ins Leben gerufen.


Der Hamburger Tandem-Club „Weiße Speiche“ veranstaltet von April bis November Wochenend-Touren von 50 bis 80 Kilometern, Hundertertouren, Sommertouren und mittwochs Literatur-Ausflüge von 30 bis 50 Kilometern mit Lesungen.


Wer Lust hat, probeweise bei einer Tour mitzuradeln, ist herzlich willkommen. Der Club freut sich besonders über Steuermänner und -frauen. kn


♦ Verein „Weiße Speiche“, Tel.: 831 64 01 (Ulli Staniullo), www.tandemclub.de

Cartoon. Mann und Frau sitzen auf einem Sofa. Darübersteht: Couch-Potatoes des Jahres:
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